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Entwicklung der Schrottpreise
Der Preisverfall auf den weltweiten Schrottmärkten hält an. Allein in Deutschland fiel der Preis für eine Tonne Schrott (Sortenmix) zwischen Juni und September 2015 um über 70 €/t. Für Oktober wird eine Tendenz erkennbar, die einen Abschlag von weiteren 40 EUR/t wahrscheinlich macht. In wenigen Monaten hat Schrott damit rund ein Drittel seines Marktwertes verloren.
Dabei waren bislang die Konjunkturaussichten nach Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) gar nicht schlecht. Die deutsche Wirtschaft befände sich in einem soliden Aufschwung und sei auch in der Tendenz leicht aufwärts gerichtet, hieß es unter anderem noch im Septemberbericht. Allgemein wurde in den letzten Monaten von einer guten und stabilen Stimmung in den meisten Unternehmen berichtet. Auch die Weltwirtschaft sei relativ stabil gewesen. Das Wachstum habe sich je nach Region mit gemäßigtem Tempo fortgesetzt. Selbst im relativ schwachen Euroraum sei eine moderate konjunkturelle Erholung erkennbar gewesen. Neueste Prognosen klingen allerdings deutlich vorsichtiger. Das BMWi verweist auf zuletzt schwache Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe und wenig verlässliche Impulse aus dem Nicht-Euroraum.
Unabhängig davon wird die VW-Krise nicht ohne Auswirkungen auf die Automobil- und die gesamte Zulieferindustrie bleiben.
Nicht in Vergessenheit geraten darf auch die Ukraine-Krise, die die Agrarmaschinenbranche und damit auch die Gießereiindustrie erheblich beeinflusst. Viele Investitionen in Maschinen und Anlagen liegen hier auf Eis.
Aufseiten der Abnehmer unserer Rohstoffe hat sich zwar die Mengenkonjunktur verbessert. So vermeldet die Wirtschaftsvereinigung Stahl für den Juli 2015 eine Stahlproduktion von 3,6 Mio. Tonnen, was einem Plus von 5 % gegenüber dem Vorjahr entspreche, und für August sogar eine Vorjahressteigerung um 11 % (3,4 Mio. Tonnen). Allerdings sehen sich auch die Stahlproduzenten einem erheblichen Wettbewerbsdruck ausgesetzt. So liefert China erhebliche Stahlmengen in fast alle Weltregionen. China produziert mittlerweile mit mehr als 800 Mio. Tonnen Rohstahl im Jahr so viel Stahl wie der Rest der Welt. Auf-grund der dortigen schwachen Konjunktur rechnen Insider mit Überkapazitäten von rund 300 Mio. Tonnen in China. Allein dies entspreche einer fast doppelt so hohen Rohstahlproduktion, wie ganz Europa in einem Jahr verbraucht.
Auch beim Stahl ist ein erheblicher Preisverfall festzustellen. So habe im Januar 2014 der Preis für eine Tonne Warmbreitband-Stahl noch bei rund 450 €/t gelegen – im August 2015 sei er auf 370 €/t gefallen.
Außerdem ist der Preis für Eisenerz geradezu abgestürzt. Anfang Juli 2015 war die Tonne Eisenerz für unter 50 USD zu haben – seit Mai 2014 bedeutet das eine Reduzierung von ca. 90 USD.
Letztlich versuchen die Produzenten, den Rohstoff Schrott durch alternative Materialien zu ersetzen. Die Nachfrage nach Schrott sinkt und damit auch der Preis. Analysten der IKB Bank kommen nach Aus-wertung langfristiger Statistiken zu der Erkenntnis, dass eine Trendwende erst Ende 2016 zu erwarten sei.
Die Unternehmen der Schrottwirtschaft sind daher gut beraten, wenn sie nicht nur die Lieferung ihres Roh-stoffs in den Fokus rücken, sondern auch ihre Dienstleistungen. Das Steuerrecht bietet mit dem Instrument des tauschähnlichen Umsatzes zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Soweit kein einheitliches Geschäft (Schrotteinkauf inklusive aller notwendigen Nebenleistungen) vorliegt, sollten Serviceleistungen wie Containergestellungen, Transporte etc. gesondert (Umsatzsteuer !) abgerechnet werden. Der Material-einkauf unterläge dann einer eigenständigen Kalkulation. Da insoweit nicht mit kurzfristigen Änderungen zu rechnen ist, könnte die Berechnung von solchen Leistungen (Umsatzsteuer !) auf Dauer (bei regel-mäßiger Anpassung) die Recycling-Dienstleistung sicherstellen.